Alarmierende Zahlen zur Glaubwürdigkeit deutscher Medien

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Deutsche Medien waren 1990 „amerikahörig“. Sind sie 2014 „russlandfeindlich“?

Zuerst ein Blick zurück, er könnte die kritische Haltung gegenüber deutschen Medien erklären

Die amerikanischen Medien überschlugen sich damals. So bereitwillig wie sie sich von ihrer Regierung in eine Pro-Irakkriegs-Haltung steuern ließen, so übertrieben liebedienerisch entschuldigten sie sich Monate später bei ihren Lesern und Zuschauern für die Propagandalügen, die sie ihnen leichtfertig als Wahrheiten verkauft hatten.

Peinlich: Es passierte gleich doppelt! 1990 u-n-d 2003

Oberpeinlich: Das späte Eingeständnis, in weitgehender Medienkonformität mit Falschinformationen Amerikaner und Weltöffentlichkeit „kriegsbereit“ informiert zu haben, zeige doch die Selbstreinigungskräfte der amerikanischen Medienlandschaft: In Amerika finde man immer, wenn auch spät, zur Wahrheit zurück! (Aus der „Brutkasten-Lüge“ des ersten Irakkriegs 1990 konnte man ja nichts lernen und so beteiligte man sich 2003 an der medialen Inszenierung von “ Massenvernichtungswaffen“ die zum zweiten Irakkrieg führte)

Gestern war der Irak die „Internationale Bedrohung“. Heute sagt man es über Russland?

Die Eindeutigkeit der Antworten war selbst für die Auftraggeber beeindruckend. Im Auftrag des NDR-Medienmagazin „Zapp“ fragten die Meinungsforscher von Infratest Dimap in einer repräsentativen Umfrage Anfang Dezember 1.002 Personen nach ihrem Vertrauen in die Medien.

Dabei antworteten in Bezug auf die Ukraine-Berichterstattung 63 Prozent der Befragten sie hätten wenig oder gar kein Vertrauen in die Ukraine-Berichterstattung deutscher Medien.

(Zum Vergleich: den Nachrichten über den Krieg des „Islamischen Staates“ trauen 42 Prozent, den medialen Informationen zum Lokführer-Streik eine Mehrheit von 54 Prozent)

Zum Vergrößern anklicken. Grafik: NDR
Zum Vergrößern anklicken. Grafik: NDR

Das mangelnde Vertrauen geht dabei quer durch alle Alters- und Einkommensgruppen, ist unabhängig von Geschlecht und Wohnort und wirkt sich offenbar negativ auf die Wahrnehmung der Medien insgesamt aus„, analysierte die „Zapp“-Redaktion.

Insgesamt ist das Vertrauen in die Medien so schlecht wie lange nicht mehr. Haben im April 2012 noch 40 Prozent der Befragten angegeben, großes oder sehr großes Vertrauen zu den Medien zu haben, sind es jetzt, im Dezember 2014, nur noch 29 Prozent.

Mangel an Vertrauen wird vor allem mit einseitiger Berichterstattung begründet

Das geringe Vertrauen in die Ukraine-Berichterstattung wird vor allem mit Einseitigkeit und fehlender Objektivität der medialen Darstellungen begründet (31 Prozent). Etwa jeder Fünfte (18 Prozent) geht von bewussten Fehlinformationen oder nicht realitätsgetreuen Darstellungen aus, 9 Prozent halten Berichterstattung oder Medien für (politisch) beeinflusst oder gar gesteuert.

Weitere häufig genannte Gründe sind Verunsicherung durch widersprüchliche Informationen und Einschätzungen (6 Prozent) und die Vermutung, der Konflikt werde durch Journalisten übertrieben dargestellt und aufgebauscht (4 Prozent).

Werden sich deutsche Medien demnächst für ihre Ukraine-Russland-Berichterstattung entschuldigen müssen?

Die Ergebnisse der Umfrage sind auf der Internetseite von „ZAPP“ vollständig dokumentiert

Über Bernd Schuhböck

Nicht nach heutigen, jedoch nach den Maßstäben der Ära Willy Brandt politisch eher linksliberal. Wer ihn missverstehen möchte, nennt ihn einen Sozialromantiker. Wer ihn kennt, wertkonservativ und mit zu viel Ethos für einen Bayer. Der Mann für´s kommunale, soziale oder sonstwie politische. Oder für Themen, für die sich keiner fand, der sie aufgreifen wollte.

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